Risiken minimieren
Cannabis ist bei Jugendlichen die beliebteste illegale Droge.
Viele belassen es bei gelegentlichem Probierkonsum und hören dann ganz wieder auf, zum Beispiel weil ihnen die Wirkung nicht gefällt. Andere bleiben dabei, ohne es zu übertreiben. Manche entwickeln durch ihren Konsum aber auch ernsthafte Probleme.
Deshalb darf der Konsum von Jugendlichen nicht ignoriert werden. Cannabis kann wie Alkohol und andere Drogen die Entwicklung des Gehirns beeinflussen und die Entwicklung der Persönlichkeit in der Pubertät beeinträchtigen.
Unter bestimmten Umständen kann Cannabis zu sozialem Rückzug und Vernachlässigung von Schule und Ausbildung beitragen. Es kann zu einer (vor allem psychischen) Abhängigkeit von Cannabis kommen, wenn auch deutlich seltener als zum Beispiel bei Tabak.
Ob Jugendliche völlig unauffällige Gelegenheitskonsumenten bleiben oder einen problematischen Konsum entwickeln, hängt von diversen Risikofaktoren ab:(1)Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – Cannabis
Dauerhafter und gewohnheitsmäßiger Konsum kann einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung bei Jugendlichen haben. Je häufiger konsumiert wird, desto wahrscheinlicher treten die verschiedenen Risiken auf.
In der Jugend findet noch eine wesentliche Gehirnentwicklung statt, die durch den Konsum von Cannabis beeinflusst wird. Das gilt somit beispielsweise für diverse Lernleistungen der Pubertät, z. B. Probleme erfolgreich zu bewältigen oder ein gutes Sozialverhalten zu entwickeln. Je niedriger das Einstiegsalter, desto höher das Risiko, dass die persönliche Entwicklung behindert und die Hirnentwicklung negativ beeinflusst werden kann.
Jugendliche, die in Familie und Freundeskreis geringen sozialen Rückhalt bzw. wenige stabile und vertrauensvolle Beziehungen haben, können schneller in substanzbezogene Probleme abrutschen, so auch beispielsweise in eine Cannabisabhängigkeit.
Wer Probleme in der Schule hat, für sein Leben wenig Perspektive sieht und keine Ziele hat, kann schneller in ein problematisches Konsummuster verfallen.
Psychosen können bei entsprechend vorbelasteten Menschen durch den Konsum von Cannabis ausgelöst und verschlimmert werden. Das betrifft nur einen sehr kleinen Teil der Konsumenten, doch das Risiko steigt deutlich, wenn es in der Familie schon entsprechende Fälle gab.
Es gibt keinen Nachweis dafür, dass Cannabis auch bei nicht vorbelasteten Menschen Psychosen verursachen kann.
Die Wirkung von Cannabis auf die Psyche kann vielfältig und unterschiedlich sein. So zählt gute Laune etwa zu den bekannten Wirkungen von Cannabis, aber auch Ängste oder eine leichte Form von Verfolgungswahn. Auf der anderen Seite wird Cannabis aber auch bei manchen Patienten gegen Depressionen und Ängste verschrieben.
Menschen mit ADHS können sich im Gegensatz zu Otto-Normal-Konsumenten mit Cannabis oft besser konzentrieren. Eine klare Richtung ist also schwer vorhersehbar. Wer schon Probleme psychischer Art hat, sollte mit Cannabis jedenfalls äußerst vorsichtig sein.
Hilfe – mein Kind kifft
Ungefähr jeder vierte 16-17-Jährige hat Cannabis ausprobiert, mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen ab 22 Jahren hat Konsumerfahrung. Dass Ihr Kind mit Cannabis in Kontakt kommt, ist also wahrscheinlich. Informationen und Tipps für Eltern und einen Erfahrungsbericht einer Mutter finden Sie auf der Elternseite.
Durch ein Verbot?
Der wesentliche Sinn und Zweck des Verbotes von Cannabis ist laut Gesetzgeber, dass die Bevölkerung vor den Risiken geschützt werden soll. Das gilt insbesondere für Jugendliche, weil für sie der Konsum von Cannabis, ebenso wie Rauchen oder Trinken, riskanter ist als für Erwachsene.
Der Staat will durch Strafverfolgung erreichen, dass weniger Jugendliche Cannabis konsumieren und so letztendlich auch weniger Jugendliche einen problematischen Konsum entwickeln.
Jugendliche konsumieren trotzdem –
aber was und woher?
Das Verbot schreckt Jugendliche nicht vom Konsum ab und auch das Angebot wird dadurch kaum reduziert. Die meisten 16-Jährigen könnten innerhalb von wenigen Stunden Cannabis bei Klassenkameraden besorgen.
Das gilt auch für Alkohol. Allerdings kommt der aus dem legalen Handel und wird von älteren Freunden oder Geschwistern besorgt. Auch der legale Alkoholhandel schützt Jugendliche also nicht vor dem Konsum – aber vor schwarz gebranntem Fusel, der blind machen kann.
Auf dem Cannabis-Schwarzmarkt gibt es dagegen zusätzliche Gesundheitsrisiken durch Streckmittel, Verunreinigungen oder beigefügte psychoaktiven Chemikalien. Außerdem ist dort die Wahrscheinlichkeit größer, neben Cannabis auch andere illegale Drogen angeboten zu bekommen.
Wege des regulierten Marktes
Bei Alkohol und Tabak ist es mit den Hebeln eines regulierten Marktes erfolgreich gelungen, den Konsum zu reduzieren: durch Altersbeschränkung, Preisanpassungen, Werbeverbote, Aufklärungskampagnen, Rauchverbote sowie Warnhinweise auf Verpackungen.(6)Drogen- und Suchtbericht 2019(7)Sucht Schweiz: Kompetenzzentrum für Prävention, Forschung und Wissensvermittlung im Suchtbereich – Verhältnisprävention: Strukturorientierte Suchtprävention
In einem regulierten Markt für Cannabis könnten ähnliche Hebel angesetzt werden. Das Beispiel Alkohol zeigt aber auch, dass der Konsum von Jugendlichen durch Altersbeschränkungen beim Verkauf nicht verhindert werden kann. Was verhindert werden kann, ist der direkte Verkauf von Cannabis an Jugendliche.
Besser als bei Alkohol würde das funktionieren, wenn der Verkauf nur in lizenzierten Fachgeschäften möglich wäre, die schnell ihre Lizenz verlieren können. Durch eine limitierte Zahl an solchen Geschäften ist es möglich, eine strenge Überwachung der Altersgrenze durchzusetzen (durch Testkäufe usw.). Das verhindert im Fall von offiziellen Cannabisgeschäften, dass sich Jugendliche selbst versorgen können oder gar zu Stammkunden werden.(8)Denver Post – No Colorado marijuana stores found selling to minors in police checks, 26.06.2014
Auch wenn Jugendliche wie bei Alkohol von Älteren mit versorgt werden können, ist so immerhin sichergestellt, dass sie nicht durch gepanschte Ware des Schwarzmarktes vergiftet werden, eventuell sogar bereits nach einmaligem Probierkonsum.
Akzeptierende Präventionskampagnen
Nur auf Risiken und Illegalität hinzuweisen, sorgt bei Jugendlichen für wenig Verständnis. Die Kampagne zur Prävention von übermäßigem Alkoholkonsum „Kenn dein Limit“,(9)https://www.kenn-dein-limit.info/ die das Trinken grundsätzlich akzeptiert und auch positive Erlebnisse bei kontrolliertem Genuss anerkennt, ist viel näher an der Lebensrealität der Jugendlichen. Ausgewogene Information über Wirkungen und Risiken sind glaubwürdiger. Jugendliche verstehen, dass gelegentlicher Partyspaß etwas anderes ist als der Versuch, Alltagsprobleme mit Rauschmitteln zu verdrängen.
Vorteile für Jugendschutz
- Abgabe nur in limitierter Anzahl lizenzierter Fachgeschäften
- strenge Kontrollen durch Testkäufe etc., kein Verkauf unter 18 Jahren(10)Denver Post – No Colorado marijuana stores found selling to minors in police checks, 26.06.2014
- Kein Kontakt zu potentiell „kriminellem Milieu“, kein Kontakt zu anderen Drogen
- Verbot jeglicher Art von Werbung
- Warnhinweise auf den Verpackungen, ähnlich wie bei Zigaretten
- Objektive und glaubwürdige Aufklärung an Schulen ohne Polizei und erhobenen Zeigefinger
- Offenerer Austausch über Konsum und positive wie negative Erfahrungen zwischen Jugendlichen, Eltern und Lehrern
- Mehr Geld für Prävention und Aufklärung durch Cannabis-Steuern und Wegfall der Repressionskosten
- Produktdeklaration mit Sorte, Zeit, Ort und Art der Herstellung, Wirkstoffanteile von THC, CBD u. a. (starke oder milde Sorte, beruhigend oder aktivierend)
- Ware frei von Streckmitteln, Düngerrückständen, Pestiziden, Fungiziden, Schimmel etc., Kontrolle durch die übliche Lebensmittelüberwachung und Qualitätssiegel
- Ohne Strafverfolgung besteht größere Bereitschaft, bei Problemen staatliche Hilfe anzunehmen, z. B. Drogenberatungsstellen aufzusuchen
- Mehr Geld für Beratungsstellen und andere Hilfen durch Cannabis-Steuern und wegfallende Repressionskosten
Cannabis ist keine Einstiegsdroge
Bis heute hält sich die Theorie der Einstiegsdroge und führt bei Angehörigen von Konsumenten häufig zu großen Ängsten. Wissenschaftlich gilt sie jedoch als widerlegt.
Quellen